Wolf & Hund – Unterschiede & Gemeinsamkeiten
Das lernst du vom Verhalten der Wölfe für die Hundeerziehung!
Wie viel Wolf steckt in deinem Hund? Eine berechtigte Frage. Schließlich sind Wölfe die wilden Vorfahren deines kuscheligen Haustiers. Da sich Wölfe wieder in unseren Wäldern verbreiten, ist auch die Wolfsforschung sehr aktiv. Die Ergebnisse zeigen: Was sind Unterschiede zwischen Hund und Wolf? Welche Gemeinsamkeiten haben Wölfe und Hunde? Wir sagen dir, was du vom Verhalten der Wölfe für die Hundeerziehung und das Zusammenleben mit deinem Liebling lernen kannst.
Vom Wolf zum Hund – die Geschichte kurzgefasst
Der tatsächliche Beginn der Entwicklung vom Wolf zum Hund ist noch nicht abschließend geklärt. Ob alles vor 30.000 Jahren oder erst vor 15.000 Jahren in Europa, Asien oder Afrika begann, weiß man nicht genau. Sehr wahrscheinlich kamen Wölfe als Aasfresser in die Nähe von jagenden Menschen. Junge Wölfe lernten also, aufgrund der Beute- und Essensreste von der Nähe zum Menschen zu profitieren. Es wurden erste Welpen auf den Menschen geprägt, sie verloren ihre Scheu. Die einst wilden Tiere wurden Jagdbegleiter, Hofbewacher und zuletzt geliebte Haustiere.
Wissen Plus: Wölfe und Hund gehören beide zur Tierart „Canis lupus“. Unser Wolfsbild wird geprägt vom typischen Grauwolf „Canis lupus lupus“, während wir mit unseren Hunden mit dem „Canis lupus familiaris“ leben.
Hund und Wolf – ein Vergleich und ein Irrtum
Dein Hund ist kein Wolf, auch wenn es zwischen Grauwolf und Hunderassen wie Husky, Schäferhund oder Alaskan Malamute optische Ähnlichkeiten gibt. Weil sich Wölfe vor ihrer Pubertät durchaus von Menschen führen und trainieren lassen, hielt man Hunde lange für eine Art kindgebliebene, vorpubertäre Wölfe. Inzwischen sieht man jede Gattung für sich. Hund ist Hund. Wolf ist Wolf.
Durch ihr ähnliches Sozialverhalten gibt es trotzdem viele Gründe, sich als Hundehalter mit Wolfsverhalten zu beschäftigen. Allerdings hat man früher aus den Beobachtungen von Wölfen in Gefangenschaft die Erziehungsmethoden für Hunde abgeleitet. Daher stammt vor allem der Irrtum über dominante Alphatiere. Fakt ist, dass bei freilebenden Wölfen die Leittiere ihre Energie für die Jagd sparen.
Ihre Aufgabe ist, innerhalb des Rudels für ein harmonisches Miteinander zu sorgen, möglichst kampffrei. So ist es auch an uns Menschen, im Zusammenleben mit dem Hund soziale Kompetenz und freundliche Souveränität anzuwenden und keine aggressive Dominanz.
Wissen Plus: Aus zoologischer Sicht ist ganz eindeutig klar, Hunde gehen mit uns Menschen schon allein deshalb keine Rangordnungskämpfe ein, weil wir für sie keine Paarungspartner darstellen.
Wolf und Hund – Gemeinsamkeiten, von denen du lernen kannst
Wolf und Hund sind beide hochsoziale Wesen. Dabei können sie in ihre „Familie“ auch Tiere einer anderen Spezies aufnehmen. Bei Wölfen sind es beispielsweise Raben und bei unseren Haushunden können es Katzen, Vögel, Kaninchen sein – und der Mensch. Diese artfremde Bindung entsteht vor allem dann, wenn sie schon als Welpen mit den anderen Tieren Kontakt haben.
Wölfe sind als erwachsene Tiere weiterhin verspielt und legen sich in anschließenden Ruhephasen eng zueinander. Das Spielen mit unseren Hunden sollte ein selbstverständlicher Teil des Alltags sein. Ebenso darf im Leben mit deinem Hund ein freundliches Miteinander, das mit viel Körperkontakt einhergeht, nicht fehlen.
Wissen Plus: Greifen wölfische Leittiere ein und zeigen innerhalb des Rudels Grenzen auf, geht es immer darum, Kämpfe und Aggression zu vermeiden. So ist es ebenfalls für deine Hundeerziehung wichtig, konsequent zu sein und deinem Tier einen festen Platz zuzuweisen. So kannst du deinem Liebling helfen, sich zu beruhigen.
Hund und Wolf – Unterschiede, die du kennen musst
Wölfe bellen kaum und eher in monotonem Wuff-Tonfall. Wölfe sind scheu und bedacht darauf, mit duftenden Revier-Markierungen das überlebenswichtige Jagdgebiet für ihr Rudel zu sichern. Hunde hingegen äußern sich an Reviergrenzen wie Haustür oder Gartenzaun meist sehr laut. Dabei wissen sie um die Wirkung ihres Bell-Alarms auf die Menschen. Überhaupt beziehen sich Hunde sehr auf uns Zweibeiner.
Sie zeigen uns an, wenn der Ball für sie unerreichbar unter den Schrank gerollt ist und wir ihn holen sollen. Ebenso folgen sie genau unserem Blick oder unseren Gesten, bevor sie sich auf die Suche nach z.B. einem versteckten Spielzeug oder Futter machen. In vergleichbaren Situationen beziehen hingegen Wölfe das Tun von Menschen in ihr Handeln nicht mit ein.
Wissen Plus: Wölfe heulen bei Mondschein nur deshalb vermehrt, weil sie in Vollmondnächten mehr Licht für eine nächtliche Jagd haben. Durch das Heulen stimmen sie sich auf die folgende Hatz ein. Unsere Hunde heulen meist eher aufgrund von Schmerzen oder beim Alleinsein.
Paarung Wolf und Hund – Info zu Wolfs-Hybriden und Mischlingen
Wölfe sind Wildtiere und Raubtiere. Sie gehören in keinen Menschenhaushalt. Ihre Verwandten, die Hunde, erkennen sie als Artgenossen nicht an. So sind fast alle Paarungen von Hund und Wolf künstlich herbeigeführte Züchtungen. Bei Wolfs-Hybriden und Mischlingen wie Wolfshunden dominiert weiterhin die ausgeprägte wilde, unzähmbare Seite.
Erst in der fünften Generation nach der Einkreuzung von Wölfen erweisen sie sich als genug auf den Menschen sozialisierbar, wie z.B. die Züchtungsgeschichte des Tschechoslowakischen Wolfhunds zeigt.
Wissen Plus: Wolfshybriden in den Generationen F1-F4 unterliegen dem selben Schutzstatus wie Wölfe und dürfen deshalb in Deutschland nicht gehalten werden.
Hunde lieben wir, Wölfe faszinieren uns. Außerdem bietet die Beschäftigung mit dem Wolfsverhalten eine besondere Quelle, um mehr über unsere Hunde zu lernen. Nutzen wir das, ohne alten Dominanz-Mythen zu verfallen. Das Wichtigste: Im Zentrum steht bei Wölfen und Hunden das gute Miteinander im Familienrudel. In dem Punkt stimmen wir Menschen mit unseren Lieblingsvierbeinern voll überein.