Hund knabbert alles an – Möbel, Kabel, Schuhe zwischen Hundezähnen
Welpe oder Hund im Stress kaut alles an. Wie du ihm das abgewöhnst? Hier lesen!
In keinem Hundehaushalt bleibt der tierische Mitbewohner unsichtbar. Dein Liebling hinterlässt meistens mit Haaren aus dem Fell seine Spuren. Mancher Vierbeiner setzt zusätzlich die Zähne ein mit leichter bis schwerer Zerstörungswut. Gehört deiner zur Sorte der Hunde, die leider alles anknabbern oder sogar kaputtbeißen? Da haben wir ein paar Tipps für dich – fangen wir bei den Kleinsten an.
Welpe knabbert alles an – total normal!
Milchzähne – die Bezeichnung klingt so harmlos. Beim Hundewelpen sind damit kleine, feine und recht scharfe erste Zähne gemeint. Sie fallen nach einigen Monaten aus und werden durch bleibende Zähne ersetzt. Bis dahin gehört beim Welpen und Junghund zum neugierigen Erkunden der Welt das Maul dazu. Zusätzlich juckt das Zahnfleisch während des Zahnwechsels. Das Nagen bringt da Erleichterung.
Gut zu wissen: Ein ausgewachsener gesunder Hund hat 42 Zähne. Das sind die spitzen langen Fangzähne, ebenso wie die vorderen Schneidezähne und die hinteren Reiß- und Backenzähne. Ob kleine Lilli oder großer Balu – unsere Fellnasen sind keine Kuscheltiere. Sie tragen das Gebiss eines Fleißfressers und Beutejägers. Beim Welpen sind es zunächst nur 28 Milchzähne, die nach der Geburt einschießen und ab der 16. Lebenswoche wieder ausfallen. In der Regel ist der Zahnwechsel im achten Lebensmonat abgeschlossen. Damit ist das intensive Kaubedürfnis vorbei. Allerdings: Es mag ein natürliches Kaubedürfnis beim Welpen geben, trotzdem darf ein Hundekind nicht alles benagen.
Unser Tipp: Welpen und Junghunde knabbern alles an. Es ist ihr Bedürfnis. Erwischst du deinen Kleinen beim Benagen von Schuhen, Teppichen oder Möbeln, dann untersage es sofort mit einem scharfen Abbruchwort wie „Schluss!“. „Nein“ sagt man ohnehin sehr oft, das Wort verliert schnell seine Wirkung. Lässt der junge Hund von dem Gegenstand ab, lobe ihn und biete ihm ein Kauspielzeug oder einen weichen Kauknochen als erlaubte Alternative an. Damit kann er seinem Kaudrang nachkommen, ohne deine Einrichtung zu zerstören.
Bei aller erzieherischer Konsequenz: Mache es deinem Welpen und dir nicht zu schwer. Verstecke freiliegende Kabel z.B. in Kabelkanälen und räume gute Teppiche für die ersten Wochen und Monate des Zusammenlebens weg. Zudem halte die Türen von Räumen mit besonders wertvollen Möbeln verschlossen, wenn du dort nicht auf deinen Welpen aufpassen kannst.
Der erwachsene Hund kaut alles an – mögliche Gründe:
Fängt ein ausgewachsener Hund an, Gegenstände zu benagen, gibt es dafür einen Auslöser. Hunde benutzen das Kauen und Nagen unbewusst zum Abbau von innerem Stress. Beobachte also deine Fellnase genau: In welchen Situationen fängt er an, Möbel oder andere Gegenstände zu benagen?
Häufig gibt es dafür drei Gründe:
- Der Hund ist alleine in Haus oder Wohnung – und das stresst ihn.
- Der Hund ist überfordert, weil sich im Zuhause etwas geändert hat (weiterer Hund, ein Baby, der Haushalt zieht um etc.). Oder: Der Hund hat zu viele Aufgaben wie Hundesport, Gehorsamstraining, erwünschtes oder selbstgewähltes Bewachen von Haus & Hof.
- Der dritte häufige Grund für hartnäckiges Kauverhalten ist genau das Gegenteil: Langeweile. Der Hund ist unterfordert von seinem Alltag – er braucht mehr Beschäftigung für Kopf und Körper.
Es ist unverzichtbar, die wahrscheinlichste Ursache zu finden. Dann kannst du nämlich genau daran arbeiten.
Der Hund knabbert alles an – Hilfe gegen Alleinbleibstress
Nagt dein Vierbeiner alles an, wenn er ohne dich Zuhause ist? Dann ist ein Alleinbleib-Training angesagt. Es beginnt damit, dass du den Moment des Weggehens weniger wichtig machst. Gewöhne dir also an, immer mal wieder kommentarlos Jacke und Schuhe anzuziehen, je nach typischer Gewohnheit Tasche oder Schlüssel mitzunehmen und aus der Wohnung zu gehen. Bleibe nur kurz draußen und komm ebenso kommentarlos ohne Ansprache des Hundes wieder herein. Das Ziel ist, dass dein Hund sich nicht mehr aufregt, nur weil du durch die Haustür gehst. Es wird für ihn mehr und mehr normal. Kein Grund zur Aufregung.
Eine zweite einfache Möglichkeit für eine stressfreie kurze Abwesenheit ist die Hundebox. Sie ist für den Hund weniger ein Gefängnis als eine sichere Höhle. Übe mit deinem Hund, dass er dort gerne hineingeht – versüßt durch ein paar Leckerlis oder einen besonders guten Kauknochen, den er nur in der Box bekommt.
Unser Tipp: Weitere Anregungen und Erfahrungen beim Alleinbleibtraining findest du HIER.
Der Hund kaut alles an – Strategien gegen Überforderung
Vielleicht stellst du fest: Es ist ganz schön viel, was dein Hund auf dem Zettel hat. Dann reduziere seinen „Terminplan“. Bezogen auf Hundesport solltest du in nächster Zeit eher auf ruhigere Aktivitäten setzen – weniger auf aufputschende Kurse wie Agility. Konzentrationsspiele oder Obedience können eine Hilfe sein, damit dein Hund ausgelastet wird und ruhig bleibt.
Neigt dein Hund dazu, am Zaun oder an Tür & Tor jeden zu verbellen, schränke seinen Bewegungsradius ein. Lass ihn nicht alleine in Hof oder Garten und lass ihn auch nicht ständig im Flur die Haustür „bewachen“.
Unser Tipp: Hilf deinem Hund, zur Ruhe zu kommen und schicke ihn konsequent auf seinen festen Liege- und Schlafplatz.
Der Hund kaut alles an – Langeweile muss nicht sein
Besonders agile, sportliche Hunderassen, die aus Arbeitslinien hervorgehen, brauchen Beschäftigung über den Spaziergang hinaus. Sonst suchen sie sich selbst eine Aufgabe wie das Zerlegen von Möbeln – und die ist von uns Zweibeinern absolut nicht erwünscht. Für mehr Beschäftigung gibt es fertige Geschicklichkeitsspiele oder du nutzt, was dein Haushalt hergibt – mit Suchspielen nach versteckten Spielzeugen oder Konzentrationsübungen wie das Öffnen von Schubladen. Mit dem Clickertraining kannst du witzige Sachen zusammen mit deinem Hund Zuhause erarbeiten. Alternativ baust du auf Spaziergängen Suchspiele ein, lässt deinen Liebling immer mal wieder über etwas springen oder auf einem Baumstamm balancieren. Zudem gibt es eine große Bandbreite an unterschiedlichen Sport- und Spielkursen in jeder guten Hundeschule.
Unser Tipp: Vielleicht fehlt deinem Vierbeiner das Toben mit Artgenossen. Bestimmt kannst du eure Spazierwege so wählen, dass er mehr gleichgesinnte Hunde zum Spielen und Rennen trifft.
Eine besonders auffällige Verhaltensänderung bei deinem Hund kann auch auf körperliche Probleme hinweisen. Wenn dir die Ursache nicht klar ist, suche Rat beim Tierarzt. In jedem Fall mach dir klar: Dein Hund will dich nicht ärgern. Im Gegenteil, deine Fellnase ist in Not. Er kann sich nicht anders helfen. Darum hilf du ihm durch eindeutige Erziehungsregeln, durch erlaubte Knabberangebote oder durch mentale Unterstützung. Dann habt ihr ohne Kaugefahr wieder richtig Freude am Zusammenleben!